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Eine Frau und ein Mann stehen zusammen und unterhalten sich

Gesundheitsförderung und Prävention

Digitale Medien bei Kleinkindern

Kinder entdecken die Welt – und fast überall treffen sie auf Bildschirme: in der Tasche der Eltern, in Bus und Tram, im Einkaufszentrum, im Büro der Kita, im Wohnzimmer. Die Digitalisierung ist eine gesellschaftliche Herausforderung und birgt bereits im frühen Kindesalter Risiken und Chancen mit denen insbesondere Eltern einen Umgang finden müssen. Fachleute in der Kinderbetreuung und Elternberatung sind für die Kinder und Eltern einen wichtigen Bezugspunkt, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die eigene Sicherheit zu im Umgang mit digitalen Medien zu festigen.

Was bedeutet das für die professionelle Begleitung von Kindern in der Kita und in der Erziehungspartnerschaft? Die Kita Makena setzt sich intensiv mit der Thematik auseinander. Im Interview mit Betriebsleiterin Mirjam Gerber teilt sie ihre Erfahrungen mit andern.

Was hat euch bewogen, euch mit dem Thema digitale Medien auseinander zu setzten?

Mirjam Gerber: Die Kinder wachsen heute in einer Kultur und Gesellschaft auf, die geprägt ist von «alten» und «neuen» Medien. Aus der Lebenswelt der Kinder sind digitale Medien nicht mehr wegzudenken, weil sie mittlerweile den Alltag der Erwachsenen prägen. Wir erachten es als unseren Auftrag, dass wir uns der Welt in der die Kinder aufwachsen inhaltlich annehmen und die Kinder bei ihrer Entwicklungsaufgabe unterstützen.

Wie war die Bereitschaft, der Mitarbeitenden, sich mit dem Thema zu befassen?

Die meisten Mitarbeitenden zeigten sich sehr offen gegenüber dem Thema. Es gab aber auch kritische Stimmen. Gerade die jüngeren Personen in unserem Team, von denen ich selber es am wenigsten erwartet hätte, teilten anfangs die Meinung, dass digitale Medien in der Kita nicht nötig sind. Ich denke viele Personen verbinden den Gebrauch von digitalen Medien bei Vorschulkindern mit Spielen für den Zeitvertrieb, um Langeweile zu vermeiden oder die Kinder zu beschäftigen, damit die Erwachsenen ihre Ruhe haben können. Mir war es wichtig, dem Team zu vermitteln, dass wir in der Kita den Kindern einen differenzierten Zugang zu digitalen Medien ermöglichen möchten.

Der Einsatz von Bildschirmmedien bei kleinen Kindern wird sehr kontrovers diskutiert. Ist es euch gelungen eine gemeinsame Haltung zu entwickeln?

Uns ist es wichtig, dass digitale Medien in unserer Kita den Kindern gezielt zur Verfügung gestellt und von den Fachpersonen bewusst und sorgfältig ausgewählt, eingeführt und bei jüngeren Kindern begleitet eingesetzt werden. Es ist ein weiteres Mittel oder Werkzeug, welches bei der Umsetzung von pädagogischen Zielen eingesetzt werden kann. Das spielerische und zielorientierte Lernen soll dabei immer an erster Stelle stehen.

Sind bei euch in der Kita nun Tablets und andere elektronische Geräte im Einsatz? Wie reagieren die Kinder darauf?

Da wir den Teamtag erst vor kurzem durchgeführt haben, stehen wir noch ganz am Anfang von der Umsetzung digitaler Medien im Kita-Alltag. Ein Teil der Mitarbeitenden möchte sich noch mehr mit den Möglichkeiten, wie ein Tablet im Kita-Alltag eingesetzt werden kann, auseinandersetzen. Wir haben schon länger ein Notebook, welches wir schon vor dem Teamtag öfters eingesetzt haben, um zu einem bestimmten Thema Bilder zu suchen und diese auszudrucken (z.B. Nationalflaggen an der letzten Fussballweltmeisterschaft). Wir nutzen das Internet auch um Wissensfragen der Kinder zu beantworten.

Neu haben wir auch ein Tablet, welches wir für Fotos oder Filmaufnahmen von Naturbeobachtungen nutzen. Auf dem Tablet sind ein paar Apps installiert, um ein Spiel zu einem bestimmten Bilderbuch zu machen. Eine Hörbox zum Hören von Geschichten, steht den Kindern ebenfalls zur Verfügung. Die Kinder zeigen Interesse an den technischen Geräten. Wir stellen aber fest, dass sie, wie auch bei anderen Angeboten, nach einer gewissen Zeit das Interesse verlieren und sich mit etwas anderem beschäftigen wollen.

Medien sind einfach mal ein Mittel. Braucht es digitale Geräte, um mit den Kindern in den Austausch über ihre Erfahrungen mit Bildschirmen zu kommen?

Aus meiner Sicht ist dies nicht zwingend nötig. Ich denke, man kann auch anhand von Bildern und Geschichten mit den Kindern in einen Dialog kommen und ihnen die Möglichkeit geben, über ihre Erfahrungen mit Fernsehhelden, Smartphone etc. zu erzählen.

Welchen Gefahren für eine gesunde Entwicklung der Kinder, die in der Nutzung von digitalen Medien liegen, begegnest du?

Wenn Eltern ihre Kinder mit elektronischen Geräten zu oft «ruhigstellen» und kaum oder wenig Interaktionen stattfinden würden, wäre dies ein Zustand, welcher aus meiner Sicht als eher kritisch zu beurteilen ist.
Auch ungeeignete Inhalte, welche die Kinder verängstigen und nicht verarbeiten können, haben einen negativen Einfluss auf eine gesunde Entwicklung.

Wie reagiert ihr darauf?

Mit den Eltern in einen Dialog treten, ihnen unsere Beobachtungen und Wahrnehmungen schildern und unsere Bedenken für eine gesunde Entwicklung des Kindes äussern. Danach gemeinsam mit den Eltern gute Lösungen finden, wie sie den Alltag anders mit ihren Kindern gestalten könnten.

Wie haben die Eltern erfahren, dass sich die Kita mit dem Thema beschäftigt, wie haben die Eltern darauf reagiert und wie habt ihr sie in die Auseinandersetzung einbezogen?

Wie schon erwähnt, haben wir erst begonnen uns mit dem Thema zu beschäftigen. Wir haben erst für nächstes Jahr einen Elternabend zum Thema geplant.

Das Ziel dieses Anlasses wird es sein, die Eltern über unsere Beweggründe und fachlichen Überlegungen zu informieren und mit ihnen in einen Austausch über ihre eigenen Erfahrungen mit digitalen Medien zu kommen.

Welchen Fragestellungen bezüglich der Medienerziehung sind für Eltern brennend?

  • Ab welchem Alter dürfen Kinder Medien nutzen?
  • Schadet der Medienkonsum meinem Kind?
  • Nutzungsdauer von digitalen Medien

Wie weit kann die Kita die Eltern dabei unterstützen, dass sie Sicherheit in diesen Fragen gewinnen?

Eltern müssen gut informiert werden. Deshalb werden wir einen Elternabend durchführen. Wir möchten den Eltern aber auch vermitteln, dass sie ihre Bedenken und Ängste jederzeit äussern dürfen und wir diese ernst nehmen.

Man spricht in Fachkreisen davon, dass Kinder Medienkompetenzen lernen müssen. Das bedeutet, dass sie lernen Informationen zu finden, dass sie Werbung erkennen können, dass sie wieder abschalten können, dass sie Verbindungen von Medieninhalten und analogen Erfahrungen herstellen können und einiges mehr. Wie gelingt im Sinne von Erziehungs- und Bildungspartnerschaft diese Medienkompetenzen bei keinen Kindern zu fördern?

Indem wir die Eltern immer transparent informieren und ihnen in einem gemeinsamen Dialog aufzeigen, welche fachlichen Überlegungen wir in der Kita machen und welche Ziele wir im Umgang mit digitalen Medien verfolgen. Vielleicht sind einige Eltern froh, auf diesem Weg Anregungen zu erhalten und diese zu Hause ebenfalls umsetzen.

Mirjam Gerber, wir bedanken uns ganz herzlich für dieses Gespräch und wünschen der Arbeit der Kita Makena weiterhin viel Erfolg.

Medienliste

Wir haben für Sie eine Liste mit vielfältigen Medien zusammengestellt, die Sie in Ihrer Praxis unterstützen können:

Medienkompetenz in der frühen Kindheit (PDF)

Zur Person

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Mirjam Gerber, Betriebsleiterin der Kita Makena in Ipsach